Aroundtown ist keine karitative Organisation, sondern handelt maximal gewinnorientiert. Beim Objekt Soorstraße in Westend wird offenbar besonders dreist abkassiert – oder andersherum formuliert: Hier wirft der Senat besonders unverantwortlich Steuergeld aus dem Fenster.
Das beginnt bei den Mietkosten, die deutlich über dem ortsüblichen Schnitt liegen und endet damit, dass Mieten auch für Flächen gezahlt werden, die als Unterkunft gar nicht geeignet sind – immerhin fast ein Drittel der gesamten Mietfläche. Und so drängt sich die Frage auf, was der Hintergrund dieser bemerkenswerten Freigiebigkeit ist und warum der Senat gleich zwei Großimmobilien als Migrantenunterkünfte bei ein und demselben Unternehmen anmietet. Das zweite Objekt von Aroundtown ist nämlich das bereits in Betrieb gegangene Großhotel in Berlin-Lichtenberg für 1.200 Flüchtlinge. Ist der Migrationsdruck mittlerweile so groß, dass man nehmen muss, was man kriegt, egal was es kostet?
Und eine weitere Merkwürdigkeit fällt bei Betrachtung auf: Wenn der Senat Immobiliengeschäfte abschließen will, beauftragt er die landeseigene Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM). Sie ist es auch, die im Namen des Senats die Verträge mit den Vermietern von Objekten zur Migrantenunterbringung verhandelt und abschließt. So auch bei den Objekten in Lichtenberg und in Westend. Die BIM ist aber auch dafür zuständig, zu prüfen, ob die jeweiligen Konditionen der Objekte wirtschaftlich vernünftigen Erwägungen genügen.
Angesichts dieser verantwortungsvollen Aufgabe wäre es natürlich fatal, wenn andere als rein wirtschaftliche Aspekte in die Bewertung solcher Geschäfte einfließen würden. Man stelle sich nur einmal vor, da gäbe es womöglich personelle Verwicklungen zwischen der BIM und Aroundtown – kaum auszudenken. Aber natürlich auch vollkommen undenkbar.
Bis auf eine winzige Kleinigkeit vielleicht, die sicher vollkommen harmlos ist – und wenn Sie an dieser Stelle meinen, Ironie oder gar Zynismus aus meinen Worten herauszulesen, dann liegen Sie mehr als richtig: Die BIM hat nämlich seit Oktober des vergangenen Jahres eine neue Prokuristin. Die Dame, Betriebswirtin mit Schwerpunkt Immobilienmanagement, war nach ihrem Studium, von 2014 bis Oktober 2023, zuerst bei einem heutigen Tochterunternehmen von Aroundtown und dann als „Head of Property Management“ beim Mutterkonzern selbst tätig.
Und heute ist sie, wie gesagt, Prokuristin bei der BIM. Bei exakt dem Landesbetrieb, der die Wirtschaftlichkeit von Verträgen im Volumen von rund 300 Millionen Euro zu beurteilen hat, die Berlin mit ihrem ehemaligen Arbeitgeber geschlossen hat. Alles ganz normal, oder?
Honi soit qui mal y pense (Ein Schelm, wer Arges dabei denkt).
Haben Sie, trotz allem, ein schönes Wochenende!
Herzlichst, Ihre
Kristin Brinker