Brinkers Brief vom 7. April 2024

Liebe Freunde,

alljährlich findet der sogenannte „Girls‘ Day“ statt, an dem junge Mädchen einen Einblick in die Berufswelt bekommen sollen, insbesondere in jene Berufe, in denen Frauen eher unterrepräsentiert sind. An sich eine gute Idee und als solche auch schon seit vielen Jahren praktiziert, auch bei uns im Berliner Abgeordnetenhaus.

Aber wir leben in einem Deutschland, in dem (wieder einmal) jedes, wirklich jedes Mittel recht ist, um die Opposition zu sabotieren und kleinzuhalten. Und so war es nur eine Frage der Zeit, bis auch der an sich unpolitische „Girls‘ Day“ zum politischen Kampfinstrument werden würde.

Natürlich hat sich auch die AfD-Hauptstadtfraktion in den vergangenen Jahren, sofern dies im Rahmen der Corona-Grundrechtseinschränkungen möglich war, am „Girls‘ Day“ beteiligt, und im letzten Jahr konnten wir die bisher größte Zahl von Mädchen und jungen Frauen in unseren Räumen begrüßen, ihnen den Parlamentsbetrieb erläutern und mit ihnen politisch diskutieren. Da im Rahmen der Veranstaltung auch eine große Runde im Plenarsaal stattfand, kamen die anderen Fraktionen nicht umhin, zu bemerken, dass der Andrang in den Reihen der AfD-Fraktion sehr groß war. Noch vernichtender für die Altparteien war es vermutlich, dass das einzige der rund 50 Mädchen, das ein Kopftuch trug, ausgerechnet Gast der AfD war.

Sprung ins Jahr 2024. In diesem Jahr war der Andrang der Interessentinnen bei der AfD-Fraktion so groß, dass wir eine Obergrenze ziehen mussten. Alle Mädchen, die sich danach anmeldeten, vertrösteten wir jedoch nicht auf das nächste Jahr, sondern luden sie zu einem anderen Termin ins Abgeordnetenhaus ein. Dieser große Andrang fiel natürlich auch den Organisatoren des „Girls‘ Day“ auf, denn die Anmeldungen laufen zentral über diese Organisation.

Kurz darauf begann der „Tagesspiegel“, eine Kampagne zu starten: Wie es die Organisatoren denn verantworten könnten, Mädchen und junge Frauen zu einer solchen Partei zu schicken, hieß es im Newsletter „Checkpoint“. Die Mädchen seien der „rechten Propaganda“ der AfD beim „Girls‘ Day“ ja geradezu ausgeliefert, wurde da geschwurbelt, und natürlich wurde das Märchen von der angeblichen Deportationskonferenz auch wieder aus der Schublade gezogen, um nun wirklich auch dem Letzten klarzumachen, dass das Wohl der jungen Damen ernsthaft gefährdet wäre, wenn man sie uns ausliefern würde.

Und natürlich gehorchten die Organisatoren des „Girls‘ Day“ prompt, und wie es sich für brave Bürger des Gesinnungsstaates gehört, auch gründlich: Sie strichen nicht nur das Angebot der AfD-Hauptstadtfraktion auf ihrer Webseite; sie gingen sogar so weit, allen Mädchen, die sich bereits für die AfD-Fraktion angemeldet hatten, mitzuteilen, dass unser Angebot nicht mehr bestehe und sie sich daher einen anderen Einsatzort suchen müssten. Und der „Tagesspiegel frohlockte: „Checkpoint wirkt!“.

Zum Glück haben wir diese Machenschaften vorausgesehen und die Mädchen, die sich bei uns angemeldet hatten, direkt angeschrieben. Selbstverständlich werden wir sie am 25. April herzlich im Abgeordnetenhaus empfangen, sie durch das Haus führen und mit ihnen über die Politik im allgemeinen und Frauen in der Politik im besonderen diskutieren. Den Mädchen entsteht also kein Schaden.

Schaden nimmt aber ein weiteres mal die Demokratie in Deutschland, wenn junge, interessierte Frauen benutzt werden, um der einzigen echten Oppositionspartei zu schaden. Schaden wird sicherlich auch das Vertrauen dieser Mädchen in die Demokratie nehmen, denn natürlich werden wir, wenn sie uns danach fragen, diese Vorgänge im Rahmen des „Girls‘ Day“ mit ihnen diskutieren. Und dann können wir ihnen natürlich schlecht vormachen, dieser und andere Vorgänge seien eigentlich gar nicht so dramatisch. Denn das sind sie.

Wir leben in Zeiten, in denen die Opposition in Deutschland (wieder einmal) vom Geheimdienst bekämpft wird, in denen Andersdenkende von der Regierung und ihren medialen Büchsenspannern beschimpft und diffamiert werden. Und in Zeiten, in denen junge Frauen, die sich für die „falsche“ Partei interessieren, gnadenlos durch die Mühle gedreht werden, um die Opposition irgendwie zu beschädigen. Es sind dunkle Zeiten, und leider deutet nichts darauf hin, dass sie nicht noch dunkler werden könnten.

Haben Sie, trotz allem, ein schönes Wochenende!

Herzlichst, Ihre

Kristin Brinker